Refbejuso - Tätigkeitsbericht 2021

7 Die Gesprächssynode zum Thema «Ehe und Trauung für alle? Ein innerkirchlicher Diskurs» musste aus Pandemiegründen vom März in den Oktober verschoben werden. In der Zwischenzeit war der zivilrechtliche Entscheid zur Einführung der Ehe für alle bereits vom Stimmvolk gefällt worden. Die Gesprächssynode sollte mit Referaten, Podiumsdiskussion und längeren Gruppengesprächen den Synodalen die Möglichkeit zur eigenen Meinungsbildung und zum Überprüfen der eigenen Position geben, aber auch Verständnis wecken für die konträren Sichtweisen. Denn die Synodalen müssen in einer der kommenden Synoden entscheiden, wie unsere Kirche mit dem Wunsch von gleichgeschlechtlichen Paaren nach einer einheitlichen kirchlichen Trauung für heterosexuelle und gleichgeschlechtliche Paare in der kirchlichen Gesetzgebung umgehen will. An der Tagung wurden folgende Referate gehalten: Synodalrat Iwan Schulthess präsentierte einen Rückblick und eine Standortbestimmung zur Kirchlichen Trauung für alle in den Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn. Prof. Dr. Jörg Frey sprach über Sexualität, Ehe und gleichgeschlechtliche Beziehungen in der Bibel. Frau Prof. Dr. Christiane Tietz reflektierte über die Frage: «Wie können wir zusammen Kirche sein und bleiben, wenn wir uns im Bibelverständnis nicht einig sind oder wenn wir ein anderes Verständnis von Ehe haben?» In der darauffolgenden Podiumsdiskussion kamen Befürwortende und Gegnerschaft der Trauung für gleich- geschlechtliche Paare miteinander ins Gespräch. Die Befürwortenden möchten gleichgeschlechtlich Liebende auf die gleiche Art kirchlich trauen wie Mann und Frau. Wir hoffen, dass der Austausch zwischen direkt Betroffenen und Gegnerschaft zu gegenseitiger Achtung und wachsender Toleranz beitragen wird. In Gruppen diskutierten die Synodalen folgende Themen: Soll die Kirche dem zivilrechtlichen Weg zur Ehe für alle folgen? Wie geht sie mit der Gewissensfreiheit von Pfarrpersonen um und wie mit Kirchgemeinden, die sich mit der Umsetzung der zu beschliessenden Massnahmen nicht identifizieren können? Wie können wir als Kirche trotz unterschiedlicher Meinungen zusammen weitergehen? Die Reformierten Kirchen Bern-Jura- Solothurn haben sich schon früh mit dem Thema auseinandergesetzt. Die (von der Kirchenleitung nicht genehmigte) Segnung eines homosexuellen Paares durch Pfarrer Klaus Bäumlin in der Nydeggkirche 1995 führte dazu, dass die Synode wenige Jahre später mit einer Anpassung der Kirchen- ordnung besondere Gottesdienste für gleichgeschlechtliche Paare er- möglichte. Die Synode wird folgende Punkte, Aussagen und Fakten gewichten müssen: «Wir sind von Gott gewollt, so wie wir geschaffen sind. Unsere sexuelle Orientierung können wir nicht aussuchen. Wir nehmen sie als Ausdruck geschöpflicher Fülle wahr.» (Aus der Empfehlung der EKS an die Mitgliedkirchen vom Sommer 2019.) In drei neutestamentlichen Passagen werden homosexuelle Praktiken negativ erwähnt. Soll die Ehe Frau und Mann vorbehalten sein und die Fort- pflanzung des Menschen reli- giös absichern, oder steht die Bereitschaft eines Paares, seine Beziehung mit Gottes Hilfe ver- antwortungsvoll zu gestalten, im Vordergrund? In einer evangelischen Trauung wird nichts zusammengefügt, weder durch Menschen noch durch Gott. Kirchlich getraut werden solche, die schon zusammen sind, aus eigenem Willen und im Rahmen der öffentlichen Gesetze. Es wird gebeten um Gottes Segen für die Beziehung dieser Menschen zueinander, zu anderen und zu Gott, für ein verantwortungsvolles Miteinander und Füreinander. Hoffentlich können wir, trotz aller Differenzen, an der uns von Christus geschenkten Einheit festhalten und zusammen weitergehen. Kommission für die Gesprächssynoden (GSK) Karin Spiess-Brechbühl Präsidentin Synode und Kommissionen

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