Refbejuso - Tätigkeitsbericht 2021

Tätigkeitsbericht 2021

2 Editorial von Judith Pörksen Roder, Präsidentin des Synodalrats 4 Die Synode und ihre Kommissionen Departemente/Bereiche 10 Departement Präsidiales 17 Kirchenschreiber Christian Tappenbeck 18 Kirchenkanzlei 20 Synodalrat Roland Stach, Departementschef Zentrale Dienste 2 1 Departement Zentrale Dienste 22 Statistiken 25 Synodalrätin Ursula Marti, Departementschefin Sozial-Diakonie 26 Departement Sozial-Diakonie 30 Synodalrat Philippe Kneubühler, Departementschef Katechetik 31 Departement Katechetik 35 Synodalrat Iwan Schulthess, Departementschef Theologie 36 Departement Theologie 42 Synodalrätin Renate Grunder, Departementschefin Gemeindedienste und Bildung 43 Departement Gemeindedienste und Bildung 47 Synodalrat Ueli Burkhalter, Departementschef OeME-Migration 48 Departement OeME-Migration Bezirke 52 Übersicht der Kirchlichen Bezirke 54 Berichte der Kirchlichen Bezirke 15 Kurzfilm zum Thema «Demain, un monde meilleur …» 45 Neues Gottesdienstformat «reformeet» 49 Jahrestagung Netzwerk Joint Future 36 Kirchliche Trauung für alle Inhaltsverzeichnis

2 Editorial Im Grossen Rat wurden im Lauf des Jahres 2021 die folgenden Motionen zurückgezogen: Motion Rappa (frei- willige Kirchensteuer für juristische Personen), Motion Etter/Aebi (Residenzpflicht für Geistliche ist nicht zeitgemäss), Motion Gnägi (positive Zweckbindung der Kirchensteuer). In der Gesprächssynode Nach der Volksabstimmung am 26. September zum Thema «Ehe für alle», die ab 1. Juli 2022 in Kraft treten wird, diskutierten unsere Synodalen am 16. Oktober im Inforama in Zollikofen, ob eine kirchliche Trauung für gleichgeschlechtliche Paare ein- geführt werden soll. An der Gesprächssynode waren auch diejenigen vertreten, um die es in dieser Debatte geht: gleichgeschlechtlich liebende Frauen und Männer. So nahm unter anderen Roland Weber, der Co-Präsident des Vereins «Zwischenraum» (Verein von LGBTIQ+-Christinnen und -Christen), am Podiumsgespräch teil. Die Gesprächssynodekommission hat eine ausgezeichnete Grundlage für die Entscheidung unserer Synode in dieser Frage im Jahr 2022 gelegt. Bereits vor der Gesprächssynode fanden Gespräche unter der Federführung des Bereichs Theologie mit den seit November 2013 unserer Kirche besonders verbundenen evangelischen Gemeinschaften statt. In der Frage des kirchlichen Umgangs mit gleichgeschlechtlicher Liebe im Blick auf die Eheschliessung bestehen deutliche Differenzen zwischen unserer Landeskirche und den evangelischen Gemeinschaften. Dennoch heisst es in dem am 28. Januar 2021 von unserem Bereich Theologie, dem Evangelischen Gemeinschaftswerk, der Vineyard Bern und der Landeskirchlichen Gemeinschaft In den Zeiten der Pandemie, in der nicht einmal mehr ein Handschlag als Friedensgruss möglich ist, sind die Auseinandersetzungen heftiger geworden. In diesem Klima gehört es zur Aufgabe der Kirche, eine Kultur des Gesprächs zu fördern, das in gegenseitiger Achtung geführt wird. Im Gemeindeleben Die Gemeinschaft in unseren Kirchgemeinden lebt von Gesprächen – in den vielfältigen Gruppen und Kreisen, beim Kaffee nach den Gottesdiensten oder während gemeinsamer Mittagessen, in der Seelsorge, im Austausch rund um Hochzeiten, Taufen oder Trauerfeiern. Dieses Miteinander war pandemie- bedingt auch im Jahr 2021 schwierig. Allen, die sich hauptamtlich oder in freiwilliger bzw. ehrenamtlicher Arbeit dafür eingesetzt haben, dass dennoch Gespräche und gemeinschaftliches Leben möglich wurden, danke ich im Namen des Synodalrats von Herzen! Mit Politikerinnen und Politikern Gemeinsam mit dem Kirchgemeindeverband und den beiden katholischen Partnerkirchen lud der Synodalrat am 17. August zu einem runden Tisch mit Politikerinnen und Politikern aus allen Fraktionen des Grossen Rats ein. Am 24. November wurde der Synodalrat vom gesamten Regierungsrat eingeladen. Die persönlichen Kontakte zu Politikerinnen und Politikern erachte ich als sehr wertvoll, denn sie sind die Grundlage für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit. Ich bitte auch darum, dass in den Kirchgemeinden vor Ort die Kontakte zu Politikerinnen und Politikern gepflegt werden. Kirche imGespräch Ob es sich um die Frage der «Ehe für alle» handelt, Positionen rund um Corona oder das Thema des gesellschaftspolitischen Engagements der Kirche – Meinungen prallen aufeinander. ImWissen darum, wie schnell man selber konfliktbereit werden kann, warnt der Apostel Paulus davor, sich selbst für klug zu halten, und fordert zu «gegenseitiger Achtung» auf (Röm 12). Judith Pörksen Roder Präsidentin des Synodalrats

3 Editorial JAHU unterzeichneten Dokument: «Wir sind der Auffassung, dass uns – anders als in vielen Kirchen der Welt – die Frage nach der Einstellung unserer Kirchen und Gemeinschaften zu Ehe und gleichgeschlechtlichen Partnerschaften nicht trennen darf.» In Konferenzen Die Pfarrkonferenzen, die im Frühling 2021 digital stattfanden, wurden erstmals gemeinsam vom Synodalrat und vom Evangelisch-reformierten Pfarrverein verantwortet. Engagiert wurde diskutiert über die Dienst- wohnungspflicht. Das Thema der im August 2021 als Präsenzveranstaltung durchgeführten Sozialdiakoniekonferenz war: «Die Vision leben – Klimaschutz mitgestalten». Hauptthema der im Herbst vor Ort durchgeführten Katechetik-Konferenzen war die Weiterentwicklung des katechetischen Amts. Ebenfalls im Herbst luden wir ein zu den Präsidienkonferenzen, die wir digital durchführten. Diskutiert wurde rund um das Thema «Das gesellschaftspolitische Engagement der Kirche – Chancen und Risiken». Dabei tauschten sich Präsidien von Stadtgemeinden und Landgemeinden aus zu ihren Erfahrungen und den Haltungen in ihren Kirchgemeinderäten. An Tagungen Aus der Fülle von anregenden Tagungen nenne ich zwei Beispiele: Die Tagung «Kirche in Bewegung II» wurde am 17./18. September in der Heitere Fahne in Wabern zum Thema «Grenzgänge» durchgeführt. Das Thema «Sorge um das gemein- same Haus – Churches4future» prägte die ökumenische Herbsttagung vom 6. November. In Moutier Am 28. März 2021 stimmte die politische Gemeinde Moutier für einen Kantonswechsel zum Kanton Jura. Dem Synodalrat ist das Gespräch mit der reformierten Kirchgemeinde Moutier wichtig, die eng mit Grandval in der par8 verbunden ist. Hilfreich ist dabei, dass die Kirchgemeinde Moutier Cédric Némitz damit beauftragt hat, den nun anstehenden Prozess zu begleiten. Am 4. November traf unser Synodalrat ausserdem den Conseil de l’Eglise der reformierten Kirche des Kantons Jura, mit dem er weiterhin im Gespräch bleiben wird. Podiumsdiskussion und Workshop an der Gesprächssynode zum Thema «Ehe für alle».

4 Synode und Kommissionen Die Synode in Corona-Zeiten In den Kirchgemeinden wurde mit viel Kreativität versucht, das Gemeindeleben so gut es ging auf Distanz, virtuell und hinter Masken weiterzuführen. Dennoch musste ernüchtert festgestellt werden: Soziale Distanz und Kirche passen schlecht zusammen. Kirche ist eine reale, menschliche Gemeinschaft, die Nähe sucht, sich auf Jesus Christus und Gottes Wort im Evangelium gründet. Christian Cappis Präsident Dank dem grossen Einsatz der Kirchenkanzlei konnten beide Synoden auf dem Messegelände BERNEXPO durchgeführt werden, in einer Halle ohne Tageslicht, mit Masken und viel Distanz. Für die bestens organisierte Durchführung der Synoden gebührt der Kirchenkanzlei und ihren Mitarbeitenden ein ganz grosser Dank. Alle wichtigen Sach- und Wahlgeschäfte konnten formal korrekt abgewickelt werden. Durch die Wahl der beiden Synodalrätinnen Renate Grunder und Ursula Marti war es auch möglich, den während Monaten vakanten siebten Sitz im Synodalrat wieder zu besetzen. Noch ist nicht absehbar, wann wir die «soziale Distanz» wieder aufgeben können. Doch es besteht Hoffnung, denn seit Anfang 2021 sind mehrere Impfstoffe vorhanden, mit denen wir uns vor dem Virus schützen können. Eine tolle Leistung von Forschenden, die uns Mut machen sollte. Fragen im Zusammenhang mit der Impfung, insbesondere mit der damit verbundenen Zertifikatspflicht, spalten allerdings unsere Gesellschaft sehr stark. Dies zeigen heftige Diskussionen und Demonstrationen. Auch aus theologischer Sicht wird teilweise die Haltung vertreten, die Zertifikatspflicht sei eine zu starke Einschränkung des persönlichen Praktizierens des Glaubens. Auch wenn Ende 2021 noch vieles unklar ist, freue ich mich jetzt schon da- rauf, als kirchliche Gemeinschaft wieder ohne Einschränkungen feiern und zu einer solidarischen Gemeinschaft, zur Impressionen aus den Synoden auf dem BERNEXPO-Gelände.

5 Synode und Kommissionen Vermittlung grundlegender Werte, zum Frieden unter den Religionen, zur religiösen Bildung und zur Kulturpflege beitragen zu können, so wie es das Landeskirchengesetz von uns verlangt. Offen ist allerdings noch, ob sich dieser Zustand nach dem Verschwinden des Coronavirus «einfach so» einstellen wird oder ob es dazu besondere Anstrengungen braucht. Ich meine ganz klar, dass es be- sondere Anstrengungen braucht, denn der Mitgliederschwund bereitet uns Sorgen. Unsere Landeskirche muss bewusst wieder neu auf die Menschen zugehen, vor allem auf die jüngeren Generationen, und sie dazu ermutigen, sich in unserer Gesellschaft einzusetzen. Wenn es uns gelingt, unsere grundlegenden Werte aktiv zu bewerben, gerade bei jüngeren Menschen und bei Familien, kann die Corona-Pandemie für unsere Landeskirche eine Chance sein. Ein erster Gradmesser dafür werden die Gesamterneuerungswahlen 2022 zur Synode sein. Der Ball liegt bei der Synode – einer Synode, welche die gesetzlichen Vorgaben und deren Geist respektiert, die Diversität unserer Kirche berücksichtigt und, wie Dietrich Bonhoeffer es so schön formuliert hat, für andere da sein will. Synode Präsident Christian Cappis, Fürsprecher, Hinterkappelen Vizepräsidentin Sophie Kauz, Pfarrerin, Zollikofen Synodebüro Deutschsprachiges Sekretariat Andreas U. Schmid, Dr. phil., Apotheker, Bern Französischsprachiges Sekretariat Jean-Marc Schmid, Pfarrer, Court Deutschsprachige Protokollführung Erika Wyss, Grindelwald Französischsprachige Protokollführung Catherine Baumann, Bern (bis 31. August) Sophie Bovy, Neuchâtel (ab 1. September)

6 Die Geschäftsprüfungskommission (GPK) traf sich im Berichtsjahr zu elf Sitzungen. Die sechs Sitzungen in der ersten Jahreshälfte mussten per Zoom stattfinden, die restlichen konnten präsent in Bern durchgeführt werden. Unmittelbar anschliessend an die virtuelle Synode im November 2020 wurde klar, dass eine Teilrevision der Geschäftsordnung dringend notwendig ist. Dabei ging es auch darum, die Voraussetzungen zu schaffen, um die Synode ausserhalb des Berner Rathauses bzw. im Notfall virtuell durchführen zu können. Zentral dabei war, dass die Durchführung der Synode in jedem Fall gewährleistet werden kann und die Abläufe möglichst die gleichen sind wie bisher. Darüber hinaus musste die Frage der Ausstandspflicht präzisiert werden, damit nicht ganze Berufsgruppen von der Beratung und der Beschlussfassung ausgeschlossen werden. Neu wurde ein Artikel aufgenommen, der die bisherige Praxis, wonach Mitarbeitende der kirchlichen Verwaltung nicht Mitglieder der Synode sein können, formell festschreibt. Die GPK konnte sich bei der Erarbeitung der Vorlage massgeblich auf die Vorarbeiten des Kirchenschreibers, Dr. Christian Tappenbeck, sowie auf seine Beratung abstützen. Die Aufsichtsbesuche fanden wie üblich Anfang Juni im Haus der Kirche statt. Der Fragenkatalog wurde im Januar festgelegt und um bereichsspezifische Fragen auf der Basis des letztjährigen Tätigkeitsberichts ergänzt. Der Fokus lag dabei auf der inhaltlichen Umsetzung der Finanzstrategie, dem Umgang mit politischen Themen, dem Stand der Dinge bei der neuen Website und den Herausforderungen der Corona-Pandemie für die Kirche. Die GPK konnte einmal mehr feststellen, dass im Haus der Kirche kompetente und engagierte Arbeit geleistet wird. Die Unterstützung der Kirchgemeinden, insbesondere im Umgang mit der Corona-Pandemie, wird weiterhin sehr geschätzt. Der «Bericht der Geschäftsprüfungskommission» wurde im August verabschiedet und von der Wintersynode zur Kenntnis genommen. Die Traktanden der beiden Synoden wurden in der GPK ausführlich vorberaten. An der Wintersynode stellte die GPK den Antrag, dass der Synodalrat die Synode jährlich über die Fortschritte beim Projekt «Neue Website» informieren muss. Dieser Antrag wurde von der Synode deutlich angenommen. Simon Fuhrer (Biel) und Renate Grunder (Schwarzhäusern) traten aus der GPK zurück, sie wurden ersetzt durch Janine Rothen (Bern) und JeanEric Bertholet (Biel). Geschäftsprüfungskommission (GPK) Barbara Fankhauser Präsidentin Die Finanzkommission (FiKo) traf sich im Berichtsjahr zu zwei ganztägigen Sitzungen. Dabei erörterte sie insbesondere die finanzrelevanten Geschäfte der Sommer- und der Wintersynode, die obligate Jahresrechnung, den Finanzplan für die Jahre 2023–2026 und ihre Aufgaben im Zusammenhang mit der Aufsichtstätigkeit. Sommersynode: Die Rechnung 2020, die mit einem Ertragsüberschuss von 1 267 450.47 Franken abschloss, wurde der Synode zur Genehmigung empfohlen. Der interne Revisionsbericht der Revisionsgesellschaft enthielt keinerlei Hinweise auf Mängel in der Führung der Finanzen des Synodalverbandes. Wintersynode: Die Zahlen im Finanzplan 2023–2026 sehen gegenüber den Vorjahren etwas besser aus. Die vom Synodalrat und von der Synode eingeleiteten Massnahmen und die Umsetzung der Finanzstrategie zeigen erste Wirkung. Es gibt erste Anzeichen, die darauf hindeuten, dass der Effekt der eingeleiteten Massnahmen nicht kurzfristiger Art ist. Aber eben: Eine Schwalbe macht noch keinen Frühling. Das Budget für das Jahr 2022, wie es der Synode vorgelegt wurde, weist einen Ertragsüberschuss von 200 200 Franken aus. Bei den Bemühungen zur nachhaltigen Stabilisierung des Finanzhaushaltes spielt auch die Entflechtung der Finanzflüsse eine wichtige Rolle. Erste Ergebnisse solcher Entflechtungsversuche sind bereits ins Budget 2022 eingeflossen. Sowohl das Reglement über den Finanzausgleich (Teilrevision) als auch die Teilrevision des Beschlusses betreffend Abgaben der Bernischen Kirchgemeinden an den Synodal- verband wurden genehmigt. Die Finanzkommission dankt dem Synodalrat und den Zentralen Diensten für die konstruktive Zusammenarbeit. Finanzkommission (FiKo) Robert Gerber Präsident Synode und Kommissionen

7 Die Gesprächssynode zum Thema «Ehe und Trauung für alle? Ein innerkirchlicher Diskurs» musste aus Pandemiegründen vom März in den Oktober verschoben werden. In der Zwischenzeit war der zivilrechtliche Entscheid zur Einführung der Ehe für alle bereits vom Stimmvolk gefällt worden. Die Gesprächssynode sollte mit Referaten, Podiumsdiskussion und längeren Gruppengesprächen den Synodalen die Möglichkeit zur eigenen Meinungsbildung und zum Überprüfen der eigenen Position geben, aber auch Verständnis wecken für die konträren Sichtweisen. Denn die Synodalen müssen in einer der kommenden Synoden entscheiden, wie unsere Kirche mit dem Wunsch von gleichgeschlechtlichen Paaren nach einer einheitlichen kirchlichen Trauung für heterosexuelle und gleichgeschlechtliche Paare in der kirchlichen Gesetzgebung umgehen will. An der Tagung wurden folgende Referate gehalten: Synodalrat Iwan Schulthess präsentierte einen Rückblick und eine Standortbestimmung zur Kirchlichen Trauung für alle in den Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn. Prof. Dr. Jörg Frey sprach über Sexualität, Ehe und gleichgeschlechtliche Beziehungen in der Bibel. Frau Prof. Dr. Christiane Tietz reflektierte über die Frage: «Wie können wir zusammen Kirche sein und bleiben, wenn wir uns im Bibelverständnis nicht einig sind oder wenn wir ein anderes Verständnis von Ehe haben?» In der darauffolgenden Podiumsdiskussion kamen Befürwortende und Gegnerschaft der Trauung für gleich- geschlechtliche Paare miteinander ins Gespräch. Die Befürwortenden möchten gleichgeschlechtlich Liebende auf die gleiche Art kirchlich trauen wie Mann und Frau. Wir hoffen, dass der Austausch zwischen direkt Betroffenen und Gegnerschaft zu gegenseitiger Achtung und wachsender Toleranz beitragen wird. In Gruppen diskutierten die Synodalen folgende Themen: Soll die Kirche dem zivilrechtlichen Weg zur Ehe für alle folgen? Wie geht sie mit der Gewissensfreiheit von Pfarrpersonen um und wie mit Kirchgemeinden, die sich mit der Umsetzung der zu beschliessenden Massnahmen nicht identifizieren können? Wie können wir als Kirche trotz unterschiedlicher Meinungen zusammen weitergehen? Die Reformierten Kirchen Bern-Jura- Solothurn haben sich schon früh mit dem Thema auseinandergesetzt. Die (von der Kirchenleitung nicht genehmigte) Segnung eines homosexuellen Paares durch Pfarrer Klaus Bäumlin in der Nydeggkirche 1995 führte dazu, dass die Synode wenige Jahre später mit einer Anpassung der Kirchen- ordnung besondere Gottesdienste für gleichgeschlechtliche Paare er- möglichte. Die Synode wird folgende Punkte, Aussagen und Fakten gewichten müssen: «Wir sind von Gott gewollt, so wie wir geschaffen sind. Unsere sexuelle Orientierung können wir nicht aussuchen. Wir nehmen sie als Ausdruck geschöpflicher Fülle wahr.» (Aus der Empfehlung der EKS an die Mitgliedkirchen vom Sommer 2019.) In drei neutestamentlichen Passagen werden homosexuelle Praktiken negativ erwähnt. Soll die Ehe Frau und Mann vorbehalten sein und die Fort- pflanzung des Menschen reli- giös absichern, oder steht die Bereitschaft eines Paares, seine Beziehung mit Gottes Hilfe ver- antwortungsvoll zu gestalten, im Vordergrund? In einer evangelischen Trauung wird nichts zusammengefügt, weder durch Menschen noch durch Gott. Kirchlich getraut werden solche, die schon zusammen sind, aus eigenem Willen und im Rahmen der öffentlichen Gesetze. Es wird gebeten um Gottes Segen für die Beziehung dieser Menschen zueinander, zu anderen und zu Gott, für ein verantwortungsvolles Miteinander und Füreinander. Hoffentlich können wir, trotz aller Differenzen, an der uns von Christus geschenkten Einheit festhalten und zusammen weitergehen. Kommission für die Gesprächssynoden (GSK) Karin Spiess-Brechbühl Präsidentin Synode und Kommissionen

8 Die Synode hat im Dezember 2019 die Paritätische Ämterkommission in die Kirchenordnung aufgenommen. Die konstituierende Sitzung mit je zwei Vertretungen der Bernischen Katechetinnen und Katecheten, des Sozial- diakonischen Vereins und des Pfarr- vereins trafen sich mit den Bereichsleitenden im Herbst 2020 das erste Mal. Gemäss Organisationsreglement lautet der Auftrag: fachlicher Austausch unter den Ämtern, mit dem Synodalrat sowie dessen gesamtkirchlichen Diensten. Im Berichtsjahr trafen wir uns zweimal. Wir setzten uns über die Vorgehensweise der Themenkonferenzen zum religionspädagogischen Handeln auseinander und fragten uns, wie die Berufsverbände in diesen Prozess einbezogen werden und welche Auswirkungen das Konzept für die sozialdiakonischen Stelleninhaberinnen und Stelleninhaber haben könnte. Zwischenzeitlich wurden die Verbände direkt in die weitere Diskussion über das Konzept einbezogen. Im Weiteren führten wir eine Diskussion über die «Gleichwertigkeit» der Ämter und beschlossen als ersten Schritt, dass die bestehenden Dokumente und Hilfestellungen der Bereiche Sozial-Diakonie und Katechetik für Arbeitgeber und Arbeitnehmerinnen auf der Homepage besser sichtbar werden sollen. Zudem erarbeitet eine Arbeitsgruppe aus sozialdiakonischen Mitarbeitenden, Katechetinnen und Bereichsvertretern einen Ratgeber mit Hinweisen, was zu beachten ist, wenn eine Katechetin oder ein sozialdiakonischer Mitarbeiter angestellt wird (eine solche Broschüre gibt es bereits für das Pfarramt). Der Ratgeber thematisiert Anstellungsbedingungen und andere Regelungen. Die Vertreterinnen und Vertreter schätzen die Paritätische Ämterkommission. Sie ermöglicht es, sich zum Austausch zu treffen und sich gegenseitig wahrzunehmen. Wir sind gespannt, was wir bewegen können. Paritätische Ämterkommission Philipp Joss, Sozialdiakon Präsident Die Rekurskommission hat im Berichtsjahr einen Fall behandelt. Dieser wurde abgeschlossen (Entscheid, nicht darauf einzutreten). Ich danke den Kommissionsmitgliedern für ihre hervorragende Zusammenarbeit. Rekurskommission Claude Labbé Präsident Synode und Kommissionen Motion aus der Sommersynode vom 18./19. August 2020 der Synodalen Eva Leuenberger und Christoph Knoch betreffend Finanzierung der Studien- urlaube für Pfarrpersonen; Überweisung; Beschluss. Antrag: Der Synodalrat wird beauftragt, der Synode alternative Finanzierungsmodelle für die Stellvertretung der Pfarrpersonen während des Studienurlaubs vorzulegen. Beschluss der Wintersynode vom 14. Dezember 2021, Tr. 13: Die Synode «beauftragt den Synodalrat, zum Finanzierungs- und Beitragskonzept beim Kirchgemeindeverband des Kantons Bern sowie dem evangelischreformierten Pfarrverein Bern-Jura- Solothurn eine Vernehmlassung durch- zuführen, in der Wintersynode 2022 hierüber Bericht zu erstatten und der Synode die Umsetzung der Motion sowie deren Abschreibung zur Beschlussfassung vorzulegen» (Ziff. 5). Hängige Motionen und Postulate

9 Departemente/ Bereiche

10 Die Vernetzungen in der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS) Neben dem Austausch im Rahmen der EKS-Synode ist die Konferenz der Kirchenpräsidien (KKP) ein wichtiges Vernetzungsgremium. Fanden diese Konferenzen weitgehend digital statt (was wegen der geografischen Distanzen durchaus vorteilhaft war), so wurde die Retraite Anfang Dezember in Gerzensee als Präsenzveranstaltung durchgeführt. Im November wurde ich in die Nominationskommission gewählt, die sich unter anderem um die Neuwahlen des EKS-Rates an der Sommersynode 2022 zu kümmern hat. Da etliche Pfarrer und Pfarrerinnen in den kommenden Jahren pensioniert werden, sind Anstrengungen in der Nachwuchsförderung notwendig. In der Werbekommission Theologiestudium und Pfarrberuf (WEKOT), die von mir geleitet wird, sind nicht nur die Landeskirchen der Deutschschweiz, sondern auch die theologischen Fakultäten Basel, Bern und Zürich vertreten. Grundlegend für die Strategie der WEKOT ist die Erkenntnis, dass Nachwuchsförderung in persönlichen Beziehungen und Begegnungen geschieht. Die Partnerschaften in der Ökumene und mit anderen Religionsgemeinschaften Je weniger selbstverständlich es in unserer Gesellschaft ist, christlich zu sein oder überhaupt einer Religionsgemeinschaft anzugehören, desto wichtiger wird die Partnerschaft mit anderen Konfessionen und Religionsgemeinschaften. Mit der Römisch-katholischen und der Christkatholischen Landeskirche des Kantons Bern sowie mit der jüdischen Gemeinde besteht eine Besuche in den Kirchgemeinden Mindestens einmal im Jahr besucht der gesamte Synodalrat eine ländliche Gemeinde. Am 16. September 2021 waren wir im Bezirk Solothurn zu Gast, in der Kirche Luterbach. Im Jahr davor durften wir die Gastfreundschaft der Kirchgemeinde Schangnau geniessen. Als Präsidentin konnte ich bereits zahlreiche Kirchgemeinden besuchen, so unter anderem Kerzers, Oberwil, Innertkirchen, Rüeggisberg, Courtelary, Biglen, Mürren, Biel und Ringgenberg. Für das herzliche Willkommen, das wir erleben durften, sowie für das zeitintensive Engagement in den Kirchgemeinden vor Ort möchte ich von Herzen danken! Die kirchlichen Partnerverbände: Kirchgemeindeverband und Pfarrverein Im Jahr, in dem 50 Jahre Frauenstimmrecht in der Schweiz gewürdigt wurde, wählte der Kirchgemeindeverband mit Esther Richard die erste Präsidentin an seine Spitze. Sie löste Hansruedi Spichiger ab, der den Verband sechs Jahre lang engagiert geleitet hatte. Es ist ermutigend, wie die wertvolle, gute Zusammenarbeit zwischen dem Synodalrat und dem Kirchgemeindeverband mit Esther Richard als Präsidentin fortgesetzt wird. Mit dem Pfarrverein, der durch Daniel Wyrsch vom BSPV (Bernischer Staatspersonalverband) unterstützt wird, finden regelmässig Sozialpartnergespräche statt. Die Zusammenarbeit ist konstruktiv und lösungsorientiert und ich schätze die offene und freundliche Atmosphäre. In dem ausgesprochen wichtigen Projekt der Ausarbeitung der Pfarrstellenzuteilung ab 2026 haben beide kirchlichen Partnerverbände von Anfang an in der betreffenden Arbeitsgruppe mitgewirkt. Kontakte pflegen Seitdem ich im Oktober 2020 das Amt des Präsidiums angetreten habe, durfte ich verschiedenste Persönlichkeiten kennenlernen, die sich in unserer Kirche engagieren. Zu den bereichernden Aufgaben des Präsidiums gehört es ausserdem, mit unter- schiedlichsten Partnerinnen und Partnern unserer Kirche zusammenzuarbeiten. Judith Pörksen Roder Präsidentin des Synodalrats Departement Präsidiales

11 Departement Präsidiales, Synodalratspräsidentin Judith Pörksen Roder, Pfarrerin, Bern Vizepräsident Iwan Schulthess, Pfarrer, Herzogenbuchsee Departement OeME-Migration Ueli Burkhalter, Pfarrer, Busswil BE Departement Zentrale Dienste Roland Stach, Pfarrer, Bettlach Departement Gemeindedienste und Bildung Ab 1. Januar 2021 vakant Renate Grunder, lic. phil., Schwarzhäusern (ab 1. August) Departement Theologie Iwan Schulthess, Pfarrer, Herzogenbuchsee Departement Katechetik Philippe Kneubühler, Pfarrer, Dr. theol., Tramelan Departement Sozial-Diakonie Ursula Marti, Kommunikationsberaterin, Bern (ab 1. September) Synodalrat enge Zusammenarbeit im Rahmen der Interkonfessionellen Konferenz (IKK). So treten die drei Landeskirchen beispielsweise an der BEA-Messe zusammen auf. Gemeinsam von der IKK verantwortet und finanziert werden unter anderem die Asylseelsorge in den Bundeszentren sowie die Kirchliche Kontaktstelle für Flüchtlingsfragen und unterstützt wird der Verein «Ehrenamtliche multireligiöse Begleitung». Am Jubiläumsgottesdienst der Evangelisch-lutherischen Kirche Bern vom 17. Oktober durfte ich die Festpredigt halten, war zu Gast beim 25-JahrJubiläum des Evangelischen Gemeinschaftswerks (EGW) sowie bei der Eröffnung des «Apotheker» von Vineyard Bern und wurde am 31. Oktober von der Landeskirchlichen Gemeinschaft JAHU eingeladen. Seit einigen Jahren ist unsere Landeskirche mit bestimmten evangelischen Gemeinschaften und Migrationskirchen in einem regelmässigen inhaltlichen Austausch. Es wird unsere Aufgabe sein, diese Partnerschaften zu stärken. Die Theologische Fakultät der Universität Bern Unser Synodalrat steht in regelmässigem Kontakt mit den Mitgliedern der Theologischen Fakultät der Universität Bern. Thema unseres letzten Gesprächs war die neue Strategie für das nächste Jahrzehnt, welche die Theologische Fakultät im Auftrag der Universität Bern erarbeitet hat. Das Kompetenzzentrum Liturgik, das von unserer Kirche mitfinanziert wird, lud am 19. November zu seiner Feier zum zehnjährigen Jubiläum ein. Auch die Dozentur für Diakoniewissenschaften wird von unserer Kirche mitfinanziert, in deren Begleitkommission die Departementschefin des Bereichs Sozial-Diakonie Einsitz hat. Last but not least: Synodalrat und gesamtkirchliche Dienste Mit den Kolleginnen Renate Grunder und Ursula Marti hat unser Synodalrat eine wertvolle Verstärkung erhalten. Aufgrund der Corona-Pandemie konnten im Berichtsjahr keine Personal- versammlungen in physischer Präsenz abgehalten werden, die alltäglichen Kontakte in unseren gesamtkirchlichen Diensten waren erschwert, und die Weihnachtsfeier musste leider wieder ausfallen. Im Namen des Synodalrats möchte ich allen Mitarbeitenden der gesamtkirchlichen Dienste von Herzen danken für den wertvollen Einsatz im anspruchsvollen Jahr 2021. Departement Präsidiales Der Synodalrat ab 1. September 2021 (v.l.): Ursula Marti, Philippe Kneubühler, Iwan Schulthess, Judith Pörksen Roder, Ueli Burkhalter, Renate Grunder, Roland Stach.

12 Ausschüsse und Kommissionen Ausschüsse und Kommissionen GPA Messen Aufgrund der Corona-Pandemie wurden sowohl die «MariNatal», die grösste Hochzeitsmesse im Berner Mittelland, als auch die beliebte Frühlingsmesse BEA im Berichtsjahr abgesagt. Während die «MariNatal» im Januar 2022 aufgrund der Pandemie-Lage sicher nicht stattfinden wird, ist die BernExpo Groupe zuversichtlich, dass die BEA vom 29. April bis 8. Mai 2022 durchgeführt werden kann. Judith Pörksen Roder, Vorsitz Ralph Kreuzer, interimistische Geschäftsführung Marie-Louise Beyeler, Römisch-katholische Kirche des Kantons Bern Christoph Schuler, Christkatholische Kirche des Kantons Bern PARE Planungsausschuss Personalressourcen Im September 2020 beschloss der Synodalrat einen Stellenstopp für Stellen der gesamtkirchlichen Dienste. Über Ausnahmen entscheidet der Synodalrat auf Antrag des PARE. Dieser Beschluss des Synodalrats, alle Stellenwiederbesetzungen durch den PARE beurteilen zu lassen (nach Möglichkeit innerhalb von fünf Arbeitstagen), hatte fast eine Verdreifachung der Anzahl Sitzungen zur Folge. Kaderstellen können weiterhin unbefristet wiederbesetzt werden, für die übrigen Wiederbesetzungen gilt in der Regel eine Befristung auf zwei Jahre. Roland Stach, Vorsitz Hanni Wyrsch, Geschäftsführung Judith Pörksen Roder Iwan Schulthess GPA Neues Religionspädagogisches Handeln Im Berichtsjahr erfolgte der nächste grosse Meilenstein des Konzepts für ein neues Religionspädagogisches Handeln: Am 15. Dezember genehmigte die Synode mit entschiedenem Mehr das Projekt «Zukunft der KUW» samt der befristeten Projektstelle. Da die Antworten aus der Vernehmlassung des Konzeptentwurfs «IMPULS. Hören – glauben – handeln» im Jahr 2020 (teils physisch an Themenkonferenzen, teils virtuell) ein breites Meinungsspektrum zeigten, entschied sich der Synodalrat, mit externer Begleitung eine Standortbestimmung vorzunehmen und das weitere Vorgehen bedürfnisgerecht aufzugleisen. Mit Hilfe einer Kommunikationsagentur, die auf grosse Strategieprojekte und Change-Prozesse spezialisiert ist, entstand ein überarbeiteter Projektplan mit dem Titel «Zukunft der KUW: Ein Projekt von Refbejuso zur Entwicklung der kirchlichen Bildung von Kindern und Jugendlichen». Sogenannte Dialoggemeinden sind aufgerufen, mit Unterstützung von Refbejuso innerhalb der vom Synodalrat verabschiedeten Leitlinien Pilotprojekte zur Weiterentwicklung der KUW an die Hand zu nehmen, auszutesten und zu evaluieren. Auch aus dem Arrondissement du Jura und dem Gebiet der Bezirkssynode Solothurn können sich Dialoggemeinden am Projekt beteiligen. Ziel ist – nach Evaluation der Pilotprojekte – die Ausarbeitung von Richtlinien für die kirchliche Bildung von Kindern und Jugendlichen, die der Synode 2025 vorgelegt werden können. Bereits im September sind die Kirchgemeinden über das geplante Projekt und die mögliche Beteiligung informiert worden. Carsten Heyden, der Inhaber der Projektstelle, konnte daraufhin verschiedene Vorgespräche führen. Nach dem grünen Licht der Synode wird es jetzt darum gehen, die wesentlichen Elemente des Projekts – Auswahl von und Auftrag an die Dialoggemeinden, die Austauschplattform mit religionspädagogisch Tätigen und die Dialoggruppe mit Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Eltern – möglichst schnell aufzugleisen. In sieben Sitzungen steuerte und begleitete der Gesamtprojektausschuss «Neues Religionspädagogisches Handeln» die Auswertung der Vernehmlassung, das Aufgleisen des Projekts «Zukunft der KUW» und die Erarbeitung der Synodebotschaft. Philippe Kneubühler, Vorsitz Patrick von Siebenthal, Geschäftsführung Iwan Schulthess Ueli Burkhalter (bis 31. Juli 2021) Renate Grunder (seit 1. August 2021) Matthias Zeindler vakant: Bereichsleitung GB Stefan Zwygart, Protokoll Kommission RefModula Die Kommission RefModula begleitet die modulare kirchlich-theologische und katechetische Aus- und Weiterbildung der Reformierten Kirchen BernJura-Solothurn. Sie entscheidet über die Aufnahmen und Ausschlüsse, validiert Leistungsnachweise und begleitet die Ausbildungsleitung in der Qualitätssicherung und Weiterentwicklung des Ausbildungsangebots. Im Sommer standen für die Kommission Gesamterneuerungswahlen an. Nach dem Rücktritt der langjährigen Mitglieder als Vertretungen für Katechetik, Christoph Kunz und Katrin Wittwer, haben sich Barbara Wenger, Katechetin und Vorstandsmitglied des VEK, und Nadine Zurbrügg, Katechetin und Sozialdiakonin, für die Mitarbeit zur Verfügung gestellt. Sie wurden am 2. September zusammen mit den verbleibenden bisherigen Mitgliedern in die Kommission RefModula gewählt. Die Kommission trat sechsmal zusammen, wovon vier Sitzungen aufgrund der behördlichen Mass-

13 Delegationen Delegationen nahmen online stattfanden. Insgesamt konnten dem Synodalrat sechs Katechetinnen und zwei Katecheten zur Diplomierung empfohlen werden und zwei Sozialdiakoninnen und ein Sozialdiakon erhielten ihr Zertifikat zur kirchlich-theologischen Qualifikation. Zwar hat die Kommission nach der Eignungsabklärung im Januar vier Kandidatinnen provisorisch in die Ausbildung RefModula aufgenommen, da es aber keine weiteren Anmeldungen aus der Freiburger Kantonalkirche oder von Sozialdiakoninnen oder Sozialdiakonen gab, konnte 2021 kein neuer Ausbildungsgang starten. So wurden in der Kommission auch Fragen der Attraktivität und Weiterentwicklung der katechetischen Ausbildung erörtert. Einerseits wird die Neukonzeption des Religionspädagogischen Handelns die Aufgaben von katechetisch und sozialdiakonisch Tätigen verändern, andererseits sind vielfältigere Zugänge, eine stärkere Modularisierung und evtl. auch Formen von Blended Learning ins Auge zu fassen. Philippe Kneubühler, Vorsitz Rahel Voirol, Geschäftsführung Vertretung der Katechetik: Christoph Kunz (bis Juni 2021) Katrin Wittwer (bis Juni 2021) Barbara Wenger (ab September 2021) Matthias Zehnder Nadine Zurbrügg (ab September 2021) Vertretung der Sozialdiakonie: Stephan Schranz Matthias Weber Vertretung der Theologie: Matthias Zeindler, ein Sitz bleibt vakant Stefan Zwygart, Protokoll Think-Tank Vision 2021 traf sich der Think-Tank Vision zweimal. Dabei beschäftigte er sich mit folgenden Themen: den Visionsprojekten, vor allem der kirchlichen Hotline, ausserdem den Gadgets und dem Leitsatz «Die Einzelnen stärken – Gemeinschaft suchen». Zudem hat sich der Think-Tank Vision mit dem Logo auseinandergesetzt. Im Weiteren haben sich die Mitglieder des Think-Tanks überlegt, wie die Kreativität von Kirchgemeinden gefördert werden kann. Auch in der Öffentlichkeitsarbeit sind Ideen entwickelt worden: Ein Beispiel ist die Idee einer «Visionskirchenbank», welche durch das Kirchengebiet Bern-Jura-Solothurn zieht und von den betreffenden Kirchgemeinden mitgestaltet werden kann. Im Haus der Kirche könnte zusätzlich eine Kirchenbank vor dem Kurt-Marti- Saal aufgestellt werden und zum «Visionieren» einladen. Iwan Schulthess, Vorsitz Dorothee Wenk, Geschäftsführung Franziska Braun Adrian Hauser (bis Oktober 2021) Franziska Huber Sebastian Stalder Katharina Wagner Delegation für Genderfragen Die Delegation traf sich im Berichtsjahr zu drei Sitzungen. Sie hat dabei u.a. die Rezertifizierung des Labels UND in Angriff genommen, welche dann 2022 umgesetzt werden soll. Sie befasste sich auch mit dem Thema Leitfaden für gendergerechte Sprache, das dem Synodalrat zum Beschluss vorgelegt werden wird. Corona ist nach wie vor spürbar, weil wenig themenspezifische Anlässe stattfinden können und somit keine Flyer und Unterlagen eintreffen. Roland Stach (bis September 2021) Ursula Marti (ab Oktober 2021) Vorsitz Hanni Wyrsch, Geschäftsführung Judith Pörksen Roder (bis September 2021) Renate Grunder (ab Oktober 2021) Matthias Zeindler Delegation Berichterstattung und Öffentlichkeitsarbeit Im seit 1. Januar 2020 geltenden Landeskirchengesetz (LKG) wird das Verhältnis von Landeskirchen und Kanton neu geregelt. Seither erhalten die Landeskirchen einen fixen Jahresbeitrag zur Finanzierung der Pfarrlöhne sowie für Leistungen, die sie im gesamtgesellschaftlichen Interesse erbringen. Darunter fallen u.a. Angebote für Seniorinnen und Senioren, für sozial Schwache und Armutsbetroffene, für Migrantinnen und Migranten sowie Asylsuchende und für seelsorgerische Tätigkeiten. Diese Beiträge werden durch den Grossen Rat jeweils für sechs Jahre gesprochen, gestützt auf Berichte der Landeskirchen über die Verwendung der Gelder. Erstmals wird diese Berichterstattung per Ende Januar 2023 fällig. Sie wird aus qualitativen Berichtsteilen und quantitativen Daten aus den Jahren 2020 und 2021 bestehen. Fortsetzung auf Seite 14

14 Für diese Aufgabe hat der Synodalrat Anfang 2021 die Delegation «Berichterstattung und Öffentlichkeitsarbeit» eingesetzt, bestehend aus Mitarbeitenden der gesamtkirchlichen Dienste, Synodalratsmitgliedern und kantonalen Politikerinnen und Politikern. Die Delegation und ihre Arbeitsgruppen haben ihre Tätigkeit im März 2021 aufgenommen. Es wurden u.a. inhaltliche Schwerpunkte und Leitsätze für die Berichterstattung 2020/2021 ausgearbeitet, die der Synodalrat im Oktober 2021 verabschiedet hat und die als Grundlage für die Erarbeitung des Berichts im 2022 dienen. Judith Pörksen Roder, Vorsitz Prisca Lanfranchi, Geschäftsführung Roland Stach (punktuell) Ursula Marti (ab September 2021) Grossrat Jan Gnägi Grossrat Christoph Grupp Adrian Hauser (bis Oktober 2021) Kurt Hofer Kirsten Raufeisen Mathias Tanner (ab November 2021) Christian Tappenbeck (punktuell) Roger Wyss Delegation Jura-CER Die Delegation Jura-CER ist, wie der Name sagt, nicht nur die Scharnier- stelle für die Geschäfte der Conférence des Eglises réformées de Suisse romande (CER), sondern auch für die Bezirkssynode Jura und die Evangelisch-reformierte Kirche von Republik und Kanton Jura (Jura-Kirche). Die Beziehung zu Letzterer war in der Berichtsperiode besonders wichtig, stimmten doch die Stimmberechtigten der Einwohnergemeinde Moutier am 28. März 2021 erneut für einen Wechsel vom Kanton Bern in den Kanton Jura. Gemäss Regierungsrat des Kantons Bern erscheint ein Wechsel 2026 als realistisch. Dieser Wechsel wird Auswirkungen auf die Kirchgemeinde Moutier haben, die neben der Ein- wohnergemeinde Moutier die bernischen Einwohnergemeinden Perrefitte, Roches, Belprahon, Seehof und Schelten umfasst. Entsprechend wurden an den Sitzungen der Delegation verschiedene Lösungen diskutiert und Abklärungen vorgenommen sowie in Auftrag gegeben. Wie auch immer die Lösung aussehen wird, die Auswirkungen werden insofern beschränkt sein, als sich an der Zugehörigkeit zur Bezirkssynode Jura und zum Synodalverband Bern-Jura nichts ändern wird. Am 4. November fand ein Treffen zwischen dem Synodalrat und dem Kirchenrat der Jura-Kirche statt. Dabei war auch Silvano Keller als Präsident des Conseil du Synode jurassien anwesend. Das Treffen fand in herzlicher Atmosphäre statt und es wurde die Absicht geteilt, die Kirchgemeinde Moutier in ihrem Prozess zu begleiten und zu unterstützen. Die Kirchgemeinde Moutier hat ihrerseits im Herbst Cédric Némitz für die Unterstützung in diesem Prozess engagiert. Cédric Némitz wurde deshalb Mitte November auch an die Sitzung der Delegation eingeladen. Die Teilnehmenden tauschten sich darüber aus, was bisher unternommen wurde, und besprachen gemeinsam das weitere Vorgehen. In der Berichtsperiode war die Dele- gation zudem wieder intensiv mit den Geschäften der CER befasst. Beispielsweise wurde an der Generalversammlung der CER mehrmals über die Dienste von Laien in der Kirche diskutiert. Diesbezüglich hat sich die CER erneut als Meinungs- und Koordinationsplattform bewährt. Philippe Kneubühler, Vorsitz Andreas Mosimann, Geschäftsführung Ueli Burkhalter Judith Pörksen Roder Silvano Keller Kontaktgremium Solothurn Das Kontaktgremium Solothurn ist eine wichtige Plattform für den Austausch zwischen dem Synodalrat und der Bezirkssynode Solothurn. Letztere ist darin mit ihrem Präsidenten, Ruedi Köhli, Markus Müller, Synodaler, und Dorothea Neubert, Präsidentin des Pfarrvereins Solothurn, vertreten. Der Sitz des verstorbenen Ernst Zürcher ist leider noch vakant. Vom Synodalrat nehmen Roland Stach als Präsident der Solothurn-Delegation des Synodalrats sowie Judith Pörksen Roder als Präsidentin des Synodalrats an den Treffen teil. Anhand der Standard- traktanden, wie z.B. solothurnische Aspekte bei traktandierten Geschäften der Synode, besondere Belange einzelner Kirchgemeinden der Bezirkssynode Solothurn, Fragen zum Verhältnis Kirche–Staat in den Kantonen Bern und Solothurn sowie ökumenische Belange, werden aktuelle Informationen ausgetauscht. Im Berichtsjahr wurde u.a. allgemein über den Dialog zwischen den Landeskirchen und den Kantonen sowie im Speziellen über die Berichterstattung an die Kantone bezüglich der gesamtgesellschaftlichen Leistungen der Landeskirchen diskutiert. Aber auch über aktuelle Entwicklungen in der Spezialseelsorge sowie in den Landeskirchen des Kantons Solothurn tauschten sich die Gesprächspartner aus. Zudem ging es um die neu aufgestellten Regionalpfarrämter: Da die Aufgaben der Regionalpfarrperson der Bezirkssynode Solothurn vergleichbar mit jenen der bernischen Kolleginnen und Kollegen sind, soll eine Vertiefung der Zusammenarbeit zwischen den bernischen Regionalpfarrämtern und dem solothurnischen Pendant geprüft werden. Auch in anderen Bereichen wurde über die Möglichkeit einer engeren Zusammenarbeit gesprochen. Weiter beschäftigte das Kontaktgremium die Schwierigkeit, freie Sitze in Kirchgemeinderäten neu zu besetzen, und es diskutierte mögliche Lösungsansätze. Schliesslich befasste es sich mit der Zusammenarbeit innerhalb der Bezirkssynode Solothurn und den Beziehungen zu den Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn. Es wurde festgehalten, dass die Zusammenarbeit zwischen der Bezirkssynode Solothurn und dem Synodalrat sowie den gesamtkirchlichen Diensten sehr gut ist. Roland Stach, Vorsitz Andreas Mosimann, Geschäftsführung Judith Pörksen Roder Ruedi Köhli Markus Müller Dorothea Neubert Delegationen

15 Von Gott bewegt. DenMenschen verpflichtet. Die Vision «Von Gott bewegt. Den Menschen verpflichtet.» ist die Basis des Legislatur- programms und wird in Visionsprojekten verschiedener Kirchgemeinden aufgenommen. Die Identität unserer Kirche prägt auch aktuelle Themen wie beispielsweise unsere Visionsprojekte. Dorothee Wenk Visionsbotschafterin Das erste Visionsprojekt einer Kirch- gemeinde mit finanzieller Unterstützung von Refbejuso, «Playbox Huttwil», bringt die Kirche zu den Familien: Ismael Pieren, Sozialdiakon und Initiator des Projekts, lädt Spielgeräte auf einen Anhänger. Damit fährt er zu verschiedenen Spielplätzen oder manchmal auch nur auf einen Parkplatz. Dabei soll eine Begegnungsplattform für Klein und Gross geschaffen werden. Auch das zweite Visionsprojekt, «Concours de Film», fand 2021 statt und ist bereits abgeschlossen. Junge Erwachsene haben ihren Kurzfilm zum Thema «Demain, un monde meilleur …» gedreht. Die Regionale Jugendarbeit im Jura hatte dieses Projekt ins Leben gerufen. An der Langen Nacht der Kirchen vom 28. Mai wurden diese Filme in Moutier prämiert. Das dritte Visionsprojekt ist ein Spielplatz der Kirchgemeinde Lyss. Damit soll das sehr gute Angebot für Familien erweitert werden. Die reformierte Kirch- gemeinde Lyss liess einen Spielplatz rund um die beiden reformierten Kirchen bauen, der zu einem Begegnungsort für alle Generationen werden soll. Dies im Sinne der Visionsleitsätze «Auf die Bibel hören – nach den Menschen fragen» und «Die Einzelnen stärken – Gemeinschaft suchen». Die Kirchgemeinde Lyss hat beim partizipativen Projekt viele Beteiligte einbezogen und «nach den Menschen gefragt». Der Spielplatz der Spielgruppe «Schatzchischte» steht vormittags als Angebot der Kirchgemeinde als geschützter Aussenspielraum zur Verfügung. Am Nachmittag steht er allen offen, Kindern, Eltern, Grosseltern, Tanten, Cousinen, Freunden und…. Er wird so zu einem generationenübergreifenden Begegnungsort, ganz im Sinne von «die Gegenwart gestalten – auf Gottes Zukunft setzen», an dem man die Kinder von klein auf fördert, ihnen begegnet und ihnen Gottes Liebe näherbringen kann. Der Spielplatz wurde als Visionsprojekt «Von Gott bewegt. Den Menschen verpflichtet.» der Reformierten Kirchen Bern-Jura- Solothurn unterstützt und konnte vor den Sommerferien 2021 eröffnet werden. Visionsprojekt «Concours de Film»: Projektion in der Kirche Moutier an der Langen Nacht der Kirchen. Vision Fortsetzung auf Seite 16

16 Visionsmusical für Kirchgemeinden Aus einem Strauss von Ideen hat der Synodalrat entschieden, das Projekt «Visionsmusical für Kirchgemeinden» zu lancieren. Interessierte Kirchgemeinden sollen mithilfe einer Rahmengeschichte im Hinblick auf eine eigene Aufführung mit Musik und Tanzchoreografien im Herbst 2022 oder im Frühling 2023 unterstützt werden. Für die Entwicklung einer spannenden Rahmengeschichte für Jugendliche rund um die Visionsthemen traf sich eine Gruppe junger Erwachsener unter der Leitung von Pfr. Martin Ferrazzini. Die musikalische Gestaltung des Musicals übernimmt Simon Alder, Musiklehrer und Leiter der Projektstelle Musik beim Cevi Region Bern. Ab April 2022 sollen für interessierte Kirchgemeinden Unterlagen für eine eigene Aufführung zur Verfügung stehen. Das Visionsmusical-Projekt möchte Jugendliche und junge Erwachsene bei der inhaltlichen Umsetzung in der Kirchgemeinde mitwirken lassen. Im Sinne eines «Halbfertigprodukt-RotenFadens» kann die Rahmengeschichte je nach Möglichkeiten und Ressourcen weiterentwickelt und ausgebaut werden. Das Prinzip «Halbfertigprodukt» soll auch für die Disziplinen Tanz und Musik/Liedgut mit Gesangs- und Bandunterlagen eingesetzt werden. Das Projektteam erhofft sich, Kirchgemeinden, die regelmässig Musicals umsetzen und bereits viel Erfahrung haben, für die Idee motivieren zu können. Mitarbeitende in Kirch- gemeinden, die sich das erste Mal an eine Musicalaufführung wagen, sollen bei der Umsetzung mit Blick auf die Regie professionell unterstützt werden. Ebenfalls Unterstützung erhalten Kirchgemeinden, die sich für das Projekt mit anderen Kirchgemeinden zusammenschliessen oder ihr Projekt für junge Menschen aus den Nachbarkirchgemeinden öffnen. Eine Vision wird lebendig «Bejuso, was krähst du so?» – Der Kirchturm-Güggel Bejuso und der Wetterhahn Caruso entdecken, was der kirchliche Auftrag «Von Gott bewegt. Den Menschen verpflichtet.» im Lebensalltag bedeuten kann. Seit Jahren thront der Kirchturm-Güggel Bejuso stolz zuoberst auf dem Kirchturm und mahnt zur Wachsamkeit. Doch das Schicksal schlägt zu: In einem heftigen Sturm wird Bejuso vom Kirchturm geweht und landet unsanft auf dem Boden. Die Kirchenkatze Ekklesia und die Kinder des Sigristenpaars pflegen Bejuso in der Kirche. Doch auch Caruso, der Wetter-Güggel vom Schulhaus, ist heruntergefallen. Dass jetzt auch er in der Kirche aufgenommen wird, passt Bejuso gar nicht. Während ihrer Genesung werden die beiden Hähne langsam Freunde und erfahren, wie es in einer Kirche wirklich zu und hergeht. «Von Gott bewegt. Den Menschen verpflichtet.» Das ist die Vision, die sich die Reformierten Kirchen Bern-Jura- Solothurn zum Reformationsanlass im Jahr 2017 gegeben haben. Im neu erschienenen Bilderbuch «Bejuso, was krähst du so?» bringt der Schweizer Theologe, Liedermacher und Autor Andrew Bond Kindern ab 8 Jahren näher, was diese Vision mit ihren sieben Leitsätzen im Lebensalltag bedeuten kann. Tiefgründig, inklusiv und durchaus auch selbstkritisch zeigen die Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn mit der Geschichte von Bejuso ihre humorvolle Seite. Das Bilderbuchprojekt entstand in einem knapp zweijährigen Prozess, in Zusammenarbeit mit den Bereichen Katechetik und Sozial-Diakonie der Reformierten Kirchen Bern-Jura- Solothurn. Visionsprojekt: Spielplatz Lyss. Auf dem Visionsschiff: Vorstellung des neuen Bilderbuches «Bejuso, was krähst du so?». Vision

17 Christian Tappenbeck Kirchenschreiber Der ungebetene Gast, böse Briefe und die liebevolle Zuwendung Der ungebetene Gast ist immer noch da: Das Coronavirus sind wir auch 2021 nicht losgeworden. Und so wissen wir inzwischen bestens über Gesichtsmasken, Desinfektionssprays, Luftmessgeräte und Videokonferenzen Bescheid. Im alltäglichen Umgang mit der Pandemie hat sich längst eine gelangweilte Routine eingestellt. In auffälligem Gegensatz hierzu steht die Gereiztheit, sobald von staatlichen Pandemiemassnahmen und ihrer Umsetzung die Rede ist. Bei der Kirchenkanzlei sind hierzu im vergangenen Jahr ganz unterschiedliche Reaktionen eingegangen. Für die einen liess sich die Kirche vom Staat gängeln, weil sie sich nicht lautstark gegen das Zertifikatsregime erhob. Für andere wiederum nahm sie viel zu viel Rücksicht auf impfskeptische Menschen, die pauschal als Anhängerinnen und Anhänger apokalyptischevangelikaler Verschwörungstheorien gebrandmarkt wurden. Oder es wurde beklagt, dass sich die Kirche im Vergleich zu den Kulturschaffenden unberechtigte Privilegien herausnehme. Vielen Reaktionen gemeinsam war eine Tonalität, die keinerlei Widerspruch zu dulden schien. In einer Kirche, die sich als Dialoggemeinschaft versteht, ist das zuerst einmal gewöhnungsbedürftig. Aber sind genervte Zuschriften nicht auch nachvollziehbar in einer Zeit, die geprägt ist von Ungewissheit und enttäuschter Hoffnung auf eine baldige Rückkehr zur Normalität? Jede erboste Reaktion transportiert so auch wichtige Anfragen an unsere Kirche: Wissen wir uns von der biblischen Verheissung auf ein «Leben in Fülle» (Joh 10,10) selbst in widrigen Umständen getragen? Schöpfen wir hieraus die Kraft, hoffnungsvoll, mit Liebe und Besonnenheit die vielfältigen Herausforderungen anzugehen? Können wir als Kirche Zeugnis davon geben, wie wir die Hoffnung behalten und das Wohl unserer Mitmenschen nicht aus den Augen verlieren? Die Kirche bleibt, so scheint mir, sehr gefragt. So könnte unsere Gesellschaft gut eine kirchliche Auffrischungsimpfung vertragen, um nicht den unsolidarischen Zumutungen im In- und Ausland zu erliegen. Dass beispielsweise in ärmeren Ländern noch immer nur ein eingeschränkter Zugang zum Impfstoff besteht, ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit. In einer Krisenzeit wird besonders deutlich, wie wichtig es ist, dass die Landeskirche mit ihrer Botschaft wahrgenommen wird – ein wesentlicher Grund, warum die Kirchenkanzlei seit Anfang 2021 eine Neuaufstellung des Kommunikationsdienstes vorantreibt. Häufig sind es aber auch nur die kleinen Gesten, die den kirchlichen Geist zum Ausdruck bringen. Auf die eingangs erwähnten Zuschriften etwa hat die Kirchenkanzlei immer reagiert, damit sie mit den erbosten Absenderinnen und Absendern ins Gespräch kam. Gewiss: Meinungsverschiedenheiten zum richtigen Umgang mit der Pandemie liessen sich dabei selten aus der Welt schaffen. Entscheidender dürfte aber die Erkenntnis sein, dass menschliche Kategorien – und darunter fällt auch der Impfstatus – nichts daran zu ändern vermögen, dass sich Gott all seinen Geschöpfen in Liebe zuwendet. Die liebevolle Zuwendung bleibt daher auch im zwischenmenschlichen Umgang die leitende Perspektive. Wie sonst wollen wir offen bleiben für den Andern und das Abgleiten in einen Zustand vermeiden, bei dem jeder Mensch nur noch «das Seine sucht» (1 Kor 10,24)? Kirchenkanzlei

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