21.03.2024

Was ist Bildung?

„Bildung“ gehört zu den grossen Schlüsselbegriffen der Geistesgeschichte. Wenige andere haben eine ähnliche Dimension: Freiheit, Geist, Menschenwürde etwa. Das Selbstverständnis des Menschen, und eigentlich die gesamte Kultur hängen von diesem Begriff ab. Was aber ist Bildung?

Die Bildungspolitik favorisiert seit Jahrzehnten die MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik), will überprüfbare Effekte, rationale Fähigkeiten und Kompetenzen vermitteln – und fördert damit genau das, was Computer und KI demnächst besser und schneller machen werden als wir selbst. Damit bleibt auf der Strecke, was einmal Bildung genannt wurde, und was den Menschen zum Menschen macht: Kreativität, Phantasie, Empathiefähigkeit, Neugier und Begeisterungsfähigkeit. Mehr noch: die Motivation versiegt, die so „gebildeten“ Menschen werden zunehmend lustlos und angepasst.

Bildungspolitik will gar keine Bildung, sondern Ausbildung. Vergessen ist das eindrucksvolle Ideal Wilhelm von Humboldts, der Bildung als möglichst vielseitige und weit getriebene Entfaltung eigener Anlagen, Kräfte und Talente verstand, die zur Ausprägung spezifischer Charaktere führen. So wäre nicht nur eine maximale Motivation gegeben, sondern auch maximaler Nutzen für die Gesellschaft. Denn alle, die ihre Talente wirklich entwickeln, werden ihre Begabungen zeigen und kommunizieren wollen.

Stattdessen werden heute angestrengt ministerielle Vorgaben abgearbeitet. Der Hirnforscher Manfred Spitzer sagte im Blick auf die Schule: was Kinder und Jugendliche da vor allem lernen, sei, „dass es auf sie nicht ankommt“.

Das klassische Bildungsverständnis, das von Schiller, Schleiermacher, Nietzsche und anderen weiterentwickelt wurde, hat auch erhebliche Folgen für die Religion. Religiöse Bildung ist die Entwicklung und Bearbeitung subjektiver, also individueller Erfahrungen, Fragen und Lebensdeutungen. Religiös gebildet ist nicht, wer religiöse Vorgaben lernt, sondern wer einen tieferen Blick auf das Leben wirft.

Referent
Prof. Dr. Joachim Kunstmann, Religionspädagoge

Joachim Kunstmann ist Religionspädagoge an der Pädagogischen Hochschule Weingarten. Seine Hauptthemen sind Religionspädagogik und religiöse Bildung, Religionsphilosophie, -soziologie und -psychologie mit einem Schwerpunkt auf der gegenwärtigen Lage des Christentums. Gemeinsam mit Gundula Rosenow hat er das Konzept der „Subjektorientierung“ entwickelt.

Literatur:

  • Joachim Kunstmann, Religionspädagogik, Tübingen (utb/Narr Francke Attempto Verlag) 2021 (3., überarbeitete und erweiterte Auflage), insbesondere Kap. 2 (Die Aufgabe der Religionspädagogik: religiöse Bildung), Kap. 17 (Religiöse Bildung) und Kap. 18 (Religionsbildende Religionsdidaktik)
  • Joachim Kunstmann, Ein Ort für das Leben. Der Weg zur religiösen Erneuerung der Kirche, Gütersloh (Gütersloher Verlagshaus) 2022

Auskunft:

Ausschreibung und Anmeldung 

Anmeldeschluss ist der 5. März 2024

Bitte neuen Kursort bzw. Lokalität beachten.

Zeit
09:00 - 15:30 Uhr
Lokalität
Fachstelle Religionspädagogik
Zähringerstrasse 25
3012 Bern
Kosten
CHF 50.-
Kursnummer
24119
Zielgruppe
Religionspädagogisch Tätige aller Stufen und Interessierte
Kategorie
KUW
Veranstalter
Reformierte Kirchen Bern-Jura-Solothurn und Fachstelle Religionspädagogik der röm.-kath. Kirche des Kantons Bern
Leitung
Patrick von Siebenthal, Leiter Fachstelle Weiterbildung und Beratung KUW, Judith Furrer Villa, Leiterin Fachstelle Religionspädagogik
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