Refbejuso - Tätigkeitsbericht 2019

36 Impulse für die Zukunft Matthias Zeindler Bereichsleiter Theologie Die Arbeit des Bereichs Theologie war 2019 geprägt von der Vorbereitung auf die Übernahme der Pfarrschaft per Januar 2020. Denn die Anstellung der Pfarrerinnen und Pfarrer erfordert nicht nur eine pünktliche Überweisung des Lohnes. Sondern auch ihre Unterstützung und Förderung, damit sie auch in Zukunft überzeugt und motiviert ihren Beruf ausüben können. Die Frage der Zukunft unserer Kirche prägte auch die Arbeit in anderen Tätigkeitsfeldern. 2019 wurde als internationales Karl- Barth-Jahr begangen. In Deutschland und der Schweiz, aber auch in anderen europäischen Ländern und in den USA fanden Anlässe statt. Warum diese Aufmerksamkeit? Und warum gerade in diesem Jahr? Ein junger Pfarrer zieht am Glockenseil Vor hundert Jahren erschien von einem jungen Pfarrer im aargauischen Safenwil ein Buch, das Kirche und Theologie erschüttern sollte: Karl Barths «Römerbrief». In einer heftigen Sprache hämmerte der Autor seine Bot- schaft fest: Gott ist der «ganz Andere»! Was war neu an Barths Auslegung des Römerbriefs des Paulus? Es war die Erfahrung, dass Gottes Wille sich nicht deckt mit menschlichen Projekten, und seien sie noch so wohltönend und gut gemeint. Die Einsicht, dass Gott nicht bloss die Antwort auf unsere Fragen ist, sondern dass zuerst wir die von Gott Gefragten sind. Ein wachsamer Christ In den folgenden Jahrzehnten wurde Karl Barth zu einer dominierenden Figur in Theologie und Kirche. Als Theologieprofessor geriet er in den 30er-Jahren in Konflikt mit dem Nationalsozialismus. Barth war der eigentliche Verfasser der Barmer Theologischen Erklärung, des Grund- dokuments des kirchlichen Widerstan- des gegen das Hitler-Regime. Wegen Verweigerung des Führereides wurde er 1935 zwangspensioniert und über- nahm an der Universität Basel eine Professur. Auch in der Schweiz blieb Karl Barth eine unbequeme Stimme. Während des Zweiten Weltkriegs bezeichnete Bundesrat Eduard von Steiger ihn wegen seiner kritischen Äusserungen zu der Anpassungs- politik der Landesregierung einmal als «Staatsfeind Nr. 1». Nach dem Krieg lehnte Barth den weit verbreiteten Antikommunismus ab und plädierte stattdessen für eine konsequente Friedenspolitik. Für seine nonkonfor- mistische Einstellung erhielt Barth im Kanton Bern zeitweise ein Redeverbot. Theologe für die Kirche Bei all seinen öffentlichen Aktivitäten verstand sich Karl Barth in erster Linie als Theologe. Er sah es als seine Auf- gabe, die biblische Botschaft für seine Zeit verständlich zu machen. Während 35 Jahren schrieb er an seiner «Kirch- lichen Dogmatik», die am Schluss 13 dicke Bände und über 9000 Seiten umfasste. Daneben verfasste Barth unermüdlich kleinere Schriften und Vorträge zu theologischen Themen und zu Tagesfragen. Trotz des enormen Umfangs seines Lebenswerks ist Karl Barths theologische Botschaft im Grunde sehr einfach. Er wird nicht müde, die Zuwendung des lebendigen Gottes zum Leuchten zu bringen. Im Grunde ist Barths riesige «Dogmatik» eine grosse, detailreiche Erzählung von Gottes unermüdlicher Treue und Liebe zu seiner Schöpfung. Barth in unserer Kirche Auch in unserem Kirchengebiet fanden zahlreiche Anlässe zu Karl Barth statt. Eine Wanderausstellung konnte ausgeliehen werden, aber auch ein Film unter dem Titel «Gottes fröhlicher Partisan». Vortragsabende und Gottes- dienste fanden statt. Zwei Broschüren über den grossen Schweizer Theologen fanden ein überraschendes Interesse. Ein Puppentheater vermittelte Barths Persönlichkeit, aber auch sein Anliegen auf witzige Weise. Es ist unbestritten, dass Barth als Theologe, Christ und politischer Mensch bis heute Impulse für den christlichen Glauben in einer modernen Gesellschaft bereithält. Es bleibt zu hoffen, dass das Jubiläumsjahr dazu beitrug, dass diese Impulse für die Zukunft unserer Kirche aufgenommen werden. Departement Theologie

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