Die Bedeutung der Bibel für die Kirche

Die Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn erklären in ihrer Verfassung, dass sie Jesus Christus als den Herrn der Kirche bezeugt finden in der Heiligen Schrift Alten und Neuen Testaments, die sie nach bestem Wissen und Gewissen unter der Leitung des Heiligen Geistes erforschen.

Damit stehen sie in der Einheit mit den Evangelischen Kirchen Europas, deren Leuenberger Konkordie besagt: Das Evangelium wird uns grundlegend bezeugt durch das Wort der Apostel und Propheten in der Heiligen Schrift des Alten und Neuen Testaments. 

Ohne die Bibel gäbe es keine christliche Kirche. Sie ist aus dem Worte Gottes geboren, wie die erste Berner Reformationsthese von 1528 bezeugt. Kirche ist dort, wo das Evangelium gepredigt und gehört wird. Sie ist nach reformiertem Verständnis Kirche des Wortes.

Die Bedeutung der Kirche für die Bibel

Das Verhältnis von Bibel und Kirche ist indessen ein Verhältnis gegenseitiger Zusammengehörigkeit. Es ist die Kirche, die die Bibel in Kraft gesetzt hat. Sie hat das Alte Testament übernommen, weil Jesus von Nazareth ausdrücklich dem Gesetz und den Propheten immerwährende Bedeutung beigemessen hat. Sie hat darüber entschieden, welche Bücher als verbindliche apostolische Zeugnisse ins Neue Testament aufgenommen werden.

Die Kirche weiss sich dazu angehalten, die Bibel in ihrer Entstehung und ihrer Wirkungsgeschichte nach bestem Wissen und Gewissen zu erforschen.

Nicht zuletzt setzt sich die Kirche dafür ein, die Bibel entsprechend zeitlichen Veränderungen immer wieder neu zu übersetzen. In der Verbreitung der Bibel arbeitet sie mit den entsprechenden Organisationen und Institutionen wie der Schweizerischen Bibelgesellschaft zusammen.

Altes und Neues Testament

Die Bibel will als Ganzes verstanden werden. Das Neue Testament löst das Alte nicht ab. Beide sind nach betont reformiertem Verständnis gleicherweise das Wort Gottes. Beide zusammen genommen bezeugen sie die Bundestreue Gottes mit den Menschen von Abraham zu Christus und bis zu uns und kommenden Generationen.

Entsprechend erklärt der Synodalrat der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn, dass wir uns an der Vielfalt des biblischen Zeugnisses Alten und Neuen Testaments orientieren.

Zuweilen wird empfohlen, statt von Altem und Neuem Testament von Erstem und Zweitem Testament zu reden. Damit soll gesagt werden, dass das Alte Testament nicht etwa veraltet und von geringerer Bedeutung sei. Die erste Redeweise entspricht aber doch immerhin dem biblischen Sprachgebrauch der Propheten, die von einem alten und einem neuen Bund sprechen.

Die Bedeutung der Bibel im Gottesdienst

Die Bibel ist im Gottesdienst sozusagen allgegenwärtig: In den Eingangsworten, dem Segen, den Schriftlesungen, vornehmlich aber in der Predigt. Denn die Predigt, so will es die Kirchenordnung, ist die Verkündigung des Wortes Gottes aufgrund der Heiligen Schrift Alten und Neuen Testaments. Aber auch das Gesangbuch lässt biblische Weise erklingen.

Die Bedeutung der Bibel für die Weitergabe des Glaubens

Die kirchliche Unterweisung geht zwar von den Erfahrungen, Fragen und Nöten der Kinder und Jugendlichen aus, orientiert sich aber an der Bibel und deren Wirkungsgeschichte in Kirche und Welt.

Die Bedeutung der Bibel für das private und öffentliche Leben

Die biblische Botschaft hat Gültigkeit für das private und das öffentliche Leben wie Staat und Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur. Sie verpflichtet uns auf den Schutz allen Lebens, auf Recht und Gerechtigkeit für alle Menschen, auf die Freiheit der Meinung und des Glaubens aller und zum Kampf gegen alle leibliche und seelische Not und deren Ursachen.  

Die Verbindlichkeit der Bibel

Die Orientierung an der Bibel ist in der reformierten Kirche verbindlich. Die Kirchenleitung verpflichtet alle Pfarrerinnen und Pfarrer, das Evangelium von Jesus Christus auf Grund der Heiligen Schrift nach bestem Wissen und Gewissen rein und lauter zu  lehren und zu predigen.

Diese Orientierung an der Bibel ist freilich keine gedankenlose Übernahme vorgegebener Inhalte. Sie besteht vielmehr in einer lebendigen Diskussion mit den geschichtlichen und sachlichen Grundlagen des Glaubens. Die Bibel ist Autorität nicht als heilige Vorgabe von Leben und Glauben, sondern als Bezugspunkt, an den wir stets neu zurückfragen können. Wir gehen immer und immer wieder zur Bibel zurück, um auf sie zu hören, um mit ihr ins Gespräch zu kommen. Dabei ist sich die Kirche wohl bewusst, dass die Bibel als von Menschen aufgeschriebenes Zeugnis keine Kraft in sich selber trägt. Es ist allein der Heilige Geist, der das äussere, geschichtliche Wort zum inneren Wort Gottes macht in den Herzen der Menschen.

Die Bedeutung der Bibel in der Kunst

Nicht zu unterschätzen ist die Bedeutung der Bibel in der Geschichte der europäischen Kunst. Dies betrifft die Musik und deren unermesslichen Reichtum an Oratorien, Passionen, Kantaten und geistlichen Liedern. Die Kunst der Dichtung gestaltet und bespricht biblische Motive und theologische Themen. Die bildende Kunst schmückt Bücher und Paläste, Kirchen und Kapellen mit biblischen Szenen und Figuren. Es gehört zum Auftrag der Kirche, die Kenntnis der Bibel weiter zu geben, damit auch künftige Generationen die Kunst Europas hören und lesen, betrachten und verstehen können. 

Die Bibel im Repertoire der Sprichwörter

Vielen Zeitgenossinnen und Zeitgenossen ist kaum mehr bewusst, wie nachhaltig die Bibel auch die Umgangssprache geprägt hat. Zahlreiche Redewendungen sind biblischen Ursprungs, wie: Adamsapfel, A und O, Alt und Grau werden, Angst und bange, den Augapfel hüten, Aug um Auge - Zahn um Zahn, Ausposaunen, um alphabethisch nur ein paar Beispiele zu erwähnen. Redensarten sind geeignete Anknüpfungspunkte, biblisches Gedankengut nicht der Vergessenheit preiszugeben.


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