Refbejuso - Tätigkeitsbericht 2020

48 49 Ueli Burkhalter Departementschef OeME-Migration Die Corona-Pandemie hinterlässt – bevor sie überwunden ist – bereits deutliche Spuren. Der «solidarische» Rückzug in die eigenen vier Wände war nicht selten von einem Rückzug in die eigene Gedanken-, Gefühls- und Bedürfniswelt verbunden; dieser Rückzug scheint grosse und virtuelle ökonomische Player zu begünstigen und kleinere Betriebe sowie Dienstleistungen, welche auf den persönlichen Kontakt angewiesen sind, in den Ruin zu treiben. Der internationale Austausch wurde in den virtuellen Raum verlegt, Projektaktivitäten von Partnern der Werke internationaler Zusammenarbeit in Afrika Asien und Lateinamerika mussten zum Teil vorübergehend eingestellt werden und Menschen in prekären Situationen wurden gezwungenermassen sich selbst überlassen. Besonders gravierend wirkten sich die Corona-Massnahmen für Menschen auf der Flucht und in Flüchtlingslagern Engagements von den Kirchgemeinderäten in den einzelnen Kirchgemeinden bestimmt. Gerade die Fahnen, die für die Initiative warben, lösten zum Teil heftige Reaktionen aus. Von den Gegnern der Initiative wurde der Vorwurf laut, dass die Befürworter der Initiative den Gegnern das Christsein absprechen würden. Die Diskussion verlagerte sich von der offenen Diskussion über die berechtigten Anliegen der Initiativen zu einer Diskussion über die Methoden der Kampagnen. Der Synodalrat bedauerte diese Entwicklung und suchte immer wieder das offene Gespräch, gerade auch mit den Gegnern der Initiative. Auch die vielen Protestbriefe von Einzelpersonen zum Thema «politisches Engagement der Kirche» wurden alle persönlich beantwortet. Der Synodalrat ist der Meinung, dass im Nachgang dieser Abstimmung die Diskussion über die Art des gesellschaftspolitischen Engagements der Kirche offen geführt werden muss. Die Kirche macht nicht Tagespolitik. Aber als Kirche sind wir aufgerufen, aufgrund des biblischen Zeugnisses, aufgrund des Auftrags der Kirchenverfassung und der Kirchenordnung sowie der Werte, die wir als Kirche vertreten, uns auch weiterhin zu gesellschaftspolitischen Themen zu äussern. Die Form des Engagements muss offen diskutiert werden. Gerade unter erschwerten Bedingungen ist es wichtig, den Schwachen und Benachteiligten bei uns und in der Welt eine Stimme zu geben – ein biblischer, ein evangelischer Kernauftrag der Kirche! aus; die Katastrophe in Moria in Griechenland ist nur ein Symbol für die unter Pandemie-Bedingungen noch unhaltbarere Lage in den Lagern. Auf viele dieser Tendenzen konnte nicht direkt Einfluss genommen werden. Mit Zusatzbeiträgen an die Kampagne von Brot für alle, an die Libanon-Nothilfe des HEKS oder an die Dar-al-KalimaUniversität in Bethlehem konnten aber zumindest einige Zeichen der Verbundenheit unter besonderen Bedingungen gesetzt werden. Auch bei uns in der Schweiz gerieten langjährige Partner, seien es Migrationskirchen oder nichtchristliche Religionsgemeinschaften, unter Druck. Sie kämpften und kämpfen mit den Ausfällen von Kollekten und den fehlenden Einnahmen von religiösen Festen. Mit Zuschüssen – insbesondere zur Deckung der Mietkosten – an das Haus der Religionen in Bern, an zwei HinduVereine und an Migrationskirchen in Biel konnten die ärgsten ökonomischen Folgen bisher abgewendet werden. Eine grosse Bereicherung war, dass Zeadin Mustafi von April bis Dezember ein Praktikum im Bereich OeME-Migration absolvierte. Nach dem Studium der islamischen Theologie in der Türkei schloss er in Wien einen Master of Arts in islamischer Religionspädagogik ab. Neben der Unterstützung des Teams arbeitete er im Rahmen des Praktikums auch als Seelsorger in Bundesasylzentren. Wir danken ihm herzlich für seinen Einsatz auch unter Homeoffice- Bedingungen, die für ein Praktikum nicht förderlich waren. OeME-Migrationsarbeit ist Corona-sensibel Heinz Bichsel Bereichsleiter OeME-Migration Bereichsleitung Heinz Bichsel Carsten Schmidt (Stellvertreter) Fachstelle Oekumene, Mission und Entwicklungszusammenarbeit (OeME) Heinz Bichsel (Leiter) Viviane Amacker, Heidi von Känel, Lisa Krebs, Susanne Schneeberger Fachstelle Migration Carsten Schmidt (Leiter) Peter Gerber, Sabine Jaggi, Selina Leu, Mathias Tanner Regionalarbeit Mission 21 Kevin Ischi Terre nouvelle Jura Aline Gagnebin (bis 29. Februar 2020, anschl. bis 31. Juli 2020 ad interim), Daniel Chèvre (ab 1. August 2020) Animation migration Jura Séverine Fertig OeME-Migration Departement OeME-Migration Departement OeME-Migration Offen für alle – solidarisch mit den Leidenden! Zum andern war im Herbst des vergangenen Jahres der Abstimmungskampf für die Konzernverantwortungsinitiative ein Ereignis, das uns als Bereich OeMEMigration sehr beschäftigte. Die Initiative wurde von über 60 Entwicklungs-, Menschenrechts- und Umweltorganisationen lanciert. Sie war sozusagen eine politische Umsetzung des jahrzehntelangen Engagements der Kirchen für «Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung». Eine breite Koalition aus Wirtschaft, Politik und Hilfswerken unterstützte das Anliegen der Konzernverantwortungs- initiative. Auch in den Kirchen wurde die Initiative von zahlreichen Kirch- gemeinden, Einzelpersonen und Landes- kirchen mitgetragen, darunter von den Reformierten Kirchen Bern-JuraSolothurn. Als Beitrag zu einer offenen Diskussion hat der Synodalrat in einem Standpunkt aus biblisch-theologischer Sicht dazu Stellung genommen. Darin nimmt er neben biblischen Aussagen auch Bezug auf einen der Leitsätze der Vision, «Offen für alle – solidarisch mit den Leidenden». Der Standpunkt des Synodalrats ist gedacht als Beitrag für eine offene Diskussion zu einem gesellschaftspolitischen Thema. In der Hitze des Abstimmungskampfes bezogen viele Kirchgemeinden klar Stellung für die Anliegen der Initiative und brachten dies unter anderem durch das Aufhängen von Fahnen an den Kirchtürmen und Kirchgemeindehäusern zum Ausdruck. Im Sinne der grossen Autonomie der Kirchgemeinden in unserer Kirche wurde die Art des Fortsetzung auf Seite 50 Fachstelle Migration Ein Schwerpunkt der Fachstelle Migration war der Einsatz für menschenwürdige Lebensbedingungen für abgewiesene Asylsuchende, die seit Jahren Nothilfe beziehen. Diese Prioritätensetzung war nicht selbst gewählt, sondern stand in engem Zusammenhang mit der Neustrukturierung des Asyl- und Flüchtlingsbereichs im Kanton Bern sowie der in diesem Rahmen eröffneten Rückkehrzentren und den damit verbundenen grossen Sorgen vieler kirchlich engagierter Freiwilliger. Das Thema stand deshalb auch im Mittelpunkt des Jahrestreffens des Netzwerks Joint Future, das kirchlich engagierte Freiwillige und Angestellte im Migrationsbereich verbindet. Die Teilnehmendenzahl war Coronabedingt beschränkt. Dank Diaspora TV konnte die gesamte Tagung online aus dem Kirchgemeindehaus Konolfingen übertragen werden, darunter auch das spannende Podium zur Frage «Die Das vergangene Jahr war geprägt von zwei Ereignissen, die die Arbeit im Bereich OeME-Migration stark beeinflusst haben. Da war zum einen die Covid-19-Pandemie mit ihren Auswirkungen für unsere Partner in der Schweiz, aber auch in der Welt. Auch für die Arbeit des Bereichs OeME-Migration wurde ab März 2020 sichtbar, wer am anfälligsten ist unter Bedingungen eines Teil-Lockdowns.

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