Refbejuso - Tätigkeitsbericht 2020

28 29 Ein Rohdiamant verbirgt sich im Haus der Kirche am Altenberg, genauer gesagt, im Bereich Sozial-Diakonie: die Hörbehindertengemeinde HBG. Mitarbeitende dieser ganz besonderen Kirchgemeinde sind mit grossem Engagement damit beschäftigt, diesen Diamanten zu schleifen und immer wieder zum Funkeln zu bringen. Ohne diesen würde im Haus der Kirche etwas Wichtiges fehlen. Die HBG bringt Lebendigkeit, Spiritualität, Farbe und kirchliches Leben in die Zentrale der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn. Claudia Hubacher Departementschefin Sozial-Diakonie Auf dem Weg zur Gebärdenkirche Die Aktivitäten der HBG gleichen auf den ersten Blick jenen einer beliebigen Kirchgemeinde – mit Gottesdiensten, Andachten, Mittagstisch, Gesprächskreis, Bibeltreff und weiteren Anlässen. Aber es gibt einen grossen Unterschied: Alles geschieht über die Gebärdensprache. Das ist eine eigenständige Sprache in einer eigenen Kultur. Hörende bleiben Aussenseiter, selbst wenn sie sich die Gebärden angeeignet haben. Eine besondere Sprache Die Gebärdensprache ist eine junge, erst seit ein paar Jahrzehnten wissenschaftlich anerkannte Sprache. Davor war sie in der Erziehung von Gehörlosen verboten. Im Alltag der HBG hat sich herausgestellt, dass gewisse Gebärden der Bibelsprache fehlen. Ausserdem bestehen diskriminierende Formulierungen, die das Hören (von Gottes Wort) betreffen. Eine Gruppe hat sich daran gemacht, fehlende Gebärden zu finden und zu etablieren. Das ist ein spannender Gruppenprozess! Es geht darum, den Sinn hinter einem Begriff oder Namen zu suchen und in einer Gebärde zu visualisieren. Erst beim Gebrauch stellt sich heraus, ob eine Gebärde akzeptiert oder abgelehnt wird. AMEN zum Beispiel zeigte sich anfangs als «Stempel» der Faust in die offene Handfläche der anderen Hand. Anerkannt wurde aber erst die Bewegung des beidhändigen Faustmachens (Sack zumachen). Interessant wird es, wenn eine Gebärde für eine Person gesucht wird. Da kann es sein, dass es mehrere braucht, wie bei DAVID: als Harfenspieler, mit der Steinschleuder und als König … In dieser schöpferischen Arbeit der HBG wird mit Gebärdenkompetenz der spirituelle Sprachschatz erweitert und gefördert. Der gefundene Wortschatz ist in kurzen Filmen sichtbar gemacht unter www.gebaerdenkirche.ch/gebaerden. Der neue Name «Gebärdenkirche» verweist auf die besondere Sprache anstatt auf die Behinderung. Die Hörbehindertengemeinde und Corona Für die Gebärdensprache ist das Mundbild zentral. Die Maskentragpflicht behindert das Sprechen wie auch das Verstehen zusätzlich. Das kirchliche Leben von Gehörlosen beruht sehr auf Präsenz in der Gemeinschaft. Da die meisten Corona-Massnahmen gemeinschaftsfeindlich sind, wurde die HBG besonders schwer von der Pandemie getroffen. Für ausfallende Anlässe mussten Alternativen gefunden werden. Mit Hausbesuchen, Besuchen am offenen Fenster, Briefeschreiben, Videochats, WhatsApp und SMS wurde zu verhindern versucht, dass die Menschen alleingelassen sind. Auch Angehörige von Gehörlosen brauchten Begleitung. Existenziell in der Arbeit des Bereichs ist unsere gehörlose Mitarbeiterin. Sie fungiert als Brückenbauerin zwischen den Gehörlosen und den Mitarbeitenden. Wir können alle viel von ihr lernen auf dem Weg zur Gebärdenkirche – aber auch für unser kirchlich-diakonisches Zusammenleben und Wirken. Departement Sozial-Diakonie Departement Sozial-Diakonie Stephan Schranz Bereichsleiter Sozial-Diakonie Dieser Titel der Bernischen Diakoniekonferenz kann generell über die Tätigkeiten des Bereichs Sozial-Diakonie gestellt werden. Das vergangene Jahr war geprägt vom Aufruf, die physischen Kontakte zu Menschen massiv zu reduzieren. Einsamkeit war vielerorts die Folge davon. Der Bereich setzte unter anderem mit dem Konferenzthema einen Kontrapunkt. Niemand nur für sich allein – sorgende Gemeinschaft und Kirche Amt und Sozialdiakonischer Dienst Die Bernische Diakoniekonferenz zeigte Kirchgemeinden auf, wie sie sich zusammen mit der Zivilgesellschaft an sorgenden Gemeinschaften beteiligen können. Als Beitrag wird auch die initiierte Website «Mobile Boten» betrachtet, welche vom Bereich mit grossem Erfolg beworben wurde. Es zeigte sich: Kirchgemeinden verfügen über Strukturen, welche sorgende Gemeinschaften in vielfältiger Art ermöglichen. Die Sozialdiakoninnen und Sozialdiakone (Beauftragte Sozialdiakonie, kurz BSD) sind eine wichtige Stütze für die sorgenden Gemeinschaften und eine diakonische Kirche. Das erstellte Profil Sozialdiakonie 2020 hält die wichtigsten Arbeitsfelder fest, in denen die 164 Berufsleute tätig sind. Von diesen sind im vergangenen Jahr sechs Personen pensioniert worden. Der Bereich setzt sich zusammen mit Kirchgemeinden für die Nachwuchsförderung ein. 19 Kirchgemeinden, welche Ausbildungsplätze anbieten, erhielten Beiträge (Gesamtsumme 80 000 Franken). Als Nebeneffekt der Nachwuchsförderung lernen Studierende der Sozialen Arbeit das diakonische Handlungsfeld kennen. Zur Nachwuchsförderung des Bereichs gehört auch sein Beitrag zu RefModula. So konnte die Begleitung von vier BSD abgeschlossen werden, welche RefModula erfolgreich absolviert haben. Dabei sind interessante Abschluss- arbeiten entstanden (z.B. «Resonanter Gemeindeaufbau» oder «Segnen und Singen – eine Möglichkeit, trotz geschlossener Türen mit Bewohnerinnen und Bewohnern von Altersheimen in der Region verbunden zu sein»). Der Bereich engagierte sich auch in der Zusammenarbeit der drei Ämter. Mit seinem Support konnte die neu eingesetzte paritätische Kommission unter Bereichsleitung Stephan Schranz Miriam Deuble (Stellvertreterin) Sekretariat Esther Romo (Leiterin) Vera Baumgartner, Renate Jäggi Fachstelle Grundlagen, Dienste, Vernetzung Miriam Deuble (Leiterin) Matthias Hunziker, Alena Ramseyer, Ursula Sutter-Schärer, Gabriella Weber Morf Fachstelle Koordination, Beratung, Seelsorge Stephan Schranz (Leiter) Helena Durtschi Sager, Andreas Fankhauser, Annemarie Hänni Leutwyler, Cornelia Knuchel, Pascal Mösli, Renata Aebi (ab 1. Januar 2020) Beratung Leben und Sterben: Rosa Grädel (bis 30. September 2020), Dorothea Murri (ab 1. Oktober 2020) Seelsorge im Empfangs- und Verfahrenszentrum Bern Philipp Koenig, Beatrice Teuscher nebelmeer Simone Bühler (ab 1. Januar 2020) Sozial-Diakonie Fortsetzung auf Seite 30 Park-Gottesdienst der Hörbehindertengemeinde

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